Problematik Palmöl
Besonders Indonesien beabsichtigt, die Produktion von Palmöl massiv zu erhöhen und die Anbauflächen weiter zu vergrößern. Tatsächlich „genügten“ jedoch die bisher angelegten Plantagen, wenn sie nur nach bester landwirtschaftlicher Praxis (Bodenverbesserung durch Leguminosen und Rückführung der Abfälle, gezielterer Umgang mit Pestiziden, besseres Wassermanagement etc.) bewirtschaftet werden würden. Dann wäre ohne weitere Rodungen eine Ertragssteigerung und ein umweltschonender Anbau auf den vorhandenen Flächen möglich.
Tatsächlich fordert die indonesische Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Walhi sogar eine Ertragssteigerung auf den vorhandenen Plantagenflächen, um einer Ausweitung der Flächen entgegenzuwirken.
Weitere Rodungen wären somit selbst aus der Perspektive der Palmölgewinnung und Ertragssteigerung objektiv unnötig. Ob allerdings grundsätzlich mögliche landwirtschaftliche best practices im Ölpalmenanbau auf absehbare Zeit in Indonesien durchsetzbar sind, ist sehr fraglich. Offenbar ist die sorgfältige Bewirtschaftung der bestehenden Plantagen immer noch teurer als die Expansion auf neue Flächen.
Unter den heute üblichen bad practices wird von einer nur 25jährigen Bewirtschaftung der Plantagen ausgegangen; über den Zustand der Flächen nach dieser Nutzungsdauer liegen jedoch noch keine ausreichenden Erfahrungen vor.
Der großflächige und monokulturelle Ölpalmenanbau zieht mannigfaltige und sehr schwerwiegende Probleme nach sich.
Wirtschaftliche Hintergründe
Nicht nur der Palmölexport als solcher ist hochprofitabel. Als Extraprofit oder auch zur Vorfinanzierung der Plantagen werden Primärwälder gerodet, um zunächst das Holz zu verwerten. Ob dieser Zusammenhang regelmäßig oder nur hin und wieder besteht, ist allerdings nicht eindeutig. Allein dadurch aber, dass wie oben beschrieben die Ausweitung heute noch billiger ist als best practises auf den vorhandenen Flächen, wird mehr Wald gerodet als zur Palmölproduktion eigentlich „nötig“ wäre.
Zudem geschieht die ohnehin oft korrupte Konzessionsvergabe nicht selten unter dem Aspekt der späteren Nutzung für andere Zwecke. Auf diese Weise wird land grabbing Vorschub geleistet.
Der größte Teil palmölanbauender Firmen hat seinen Hauptsitz in Asien. Bei der Palmöl verbrauchenden Industrie sieht das anders aus.
Es gibt die Meinung, dass Aufrufe zum Verbraucherboykott wenig nützen, da der gesamte Markt der heutigen Flex Crops*, zu denen auch Palmöl gehört, global gesteuert würde und relativ unabhängig von der individuellen Verbrauchernachfrage funktioniere.
Wirksamer wäre es dagegen, die Ausweitung der “Biokraftstoffe“ zu bekämpfen, da diese ohnehin mittlerweile unter starker Kritik stünden.
* “The emergence of ‘flex crops’ has also had a major impact. Flex crops are crops that have multiple uses (food, feed, fuel, industrial material) that can be easily and flexibly inter-changed: soya (feed, food, biodiesel), sugarcane (food, ethanol), oil palm (food, biodiesel, commercial/industrial uses), corn (food, feed, ethanol). Hence, in a single crop sector we find multiple contexts of land grabs: food, feed, energy/fuel and climate change mitigation strategies. These are articulated through increasingly entangled global commodity value chains, making it impossible to reduce all these heterogeneous dynamics to a single driver of land grabbing.”